Pragmatische "Small Budget" Innovation

Immer wieder fragen mich KMUs und NGO/NPOs, ob Innovation und agile Organisationsformen auch ohne hippen Dinge wie Labs, Silicon Valley und Co. möglich sind. Anders ausgedrückt: Ist Innovation, wenn nicht ganz gratis, so doch mit einem „Small Budget“ möglich? Das heisst, die Verpackung ist einfach und pragmatisch, doch der Inhalt kann punkto Qualität ganz gut mithalten.

Im Folgenden versuchen wir einige Möglichkeiten zu beleuchten, wie auch Organisationen die Themen wie „Innovation, agile Organisationsformen, Arbeit 4.0“ fördern können, ohne eine spezielle Innovations-Abteilung u.ä. zu haben. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Mitdenker/innen bedanken, die an der Impact Academy „Future of Work“ Ideen entwickelt haben.

1. Innovation = Menschen + Mindset

Zuallererst, Innovation wird durch Menschen gemacht und ermöglicht! Und die sind mal grundsätzlich „gratis“. Nicht alle Mitarbeitenden mögen Neues und Veränderung. Das ist voll ok. Meistens funktioniert ja das Kernbusiness genau wegen diesen Mitarbeitenden ganz gut. Möchtest du aber agilen Zusammenarbeitsformen und Innovationsansätzen eine Chance geben, tust du gut daran, die Querdenker, Kreativköpfe und „Rebellen“ in deiner Organisation zusammen zu trommeln. Diese haben eine natürliche Veranlagung zur Kreativität und Innovation und möchten am liebsten die ganze Zeit die Welt neu erfinden.

Ermögliche diesen Mitarbeitenden zum einen die Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen durch Weiterbildung und zum anderen Empowerment durch Netzwerke. Weiterbildung zu Design Thinking, Kreativmethoden, Prototyping… gibt’s gratis auf Youtube. Auch die interne und externe Vernetzung mit anderen „Natural Innovators“ lässt sich durch simple Mittagevents oder durch Co-working in den diversen Impact Hubs einfach fördern.

2. Innovation = Führung

Führung bringt Innovation zum Abheben oder zum Abstürzen. Ein Mitarbeiter wird kein zweites Mal eine kreative Idee einreichen, wenn er vom „Chef“ höflich abgemurkst wird. Auch Reaktionen wie „das besprechen wir mal in der Geschäftsleitung“ haben eher eine Wirkung Richtung „das war’s dann“. Wenn Mitarbeitende Ideen und Verbesserungsvorschläge haben, dann möchten sie die volle Verantwortung für deren Umsetzung auch selbst tragen. Darum ist es die Aufgabe der Führung, die Mitarbeitenden zu unterstützen, coachen aber auch mit mühsamen Fragen zu challengen.

3. Innovation = Methode + passende Gefässe

Damit man schnell überprüfen kann, ob eine Idee auch ein reales Kundenproblem löst und ob, in einem zweiten Schritt, sogar ein Markt dafür besteht, ist es natürlich hilfreich, wenn man auf gute Innovations-Werkzeuge zurückgreifen kann. Ich selbst mache bei vielen Organisationen die Erfahrung, dass der „Design Sprint“ Ansatz einfach verständlich und anwendbar ist.

Im Grunde geht es bei jeder neuer Idee darum, A) zu verstehen, wo der Schuh drückt (Explore), B) viele und zum Schluss die besten Ideen zu entwickeln, um dieses Problem zu lösen (Design) und C) möglich schnell ausprobieren, ob man sich mit diesen Ideen auf dem richtigen Weg befindet (Prototype).

Aus meiner Sicht hat es sich auch bewährt, ein „Bring Your Challenge“ Gefäss zu schaffen. In diesem Kreativ-Meeting kann jeder seine Challenge oder Idee bringen und diese mithilfe der anderen Teilnehmenden, die oftmals in ganz verschiedenen Abteilungen arbeiten, und der Desing Sprint Methode zu bearbeiten.

4. Innovation = Räumlichkeiten

Nur ein Satz dazu. Jeder weiss, dass Kreativität in muffigen Büros fast nicht möglich ist. Kreativität braucht inspirierende Umgebungen. Auch das geht ohne grosse Kosten! Geht raus, geh in Coworking Spaces oder geh mal in ein Brockenhaus. Auch im Keller der Mitarbeitenden finden sich oft genügend Stühle, Tische und Material, um eine angenehme Umgebung zu schaffen, die Kreativität und neuen Ideen Raum geben kann. So ist zum Beispiel mitunter das Braingym von Swisscom finalisiert worden.

… und dann

Wenn du auf diesen vier Levels mal einige Schritte gemacht hast, wirst du sehen, dass viele weitere Ideen wie von selbst entstehen. Man kann mit dem Team einen 2tägigen externen Workshop organisieren, um eine Projektidee mal richtig vorwärts zu treiben. Man kann externe Querdenker und Freunde deiner Mitarbeitenden aktivieren und mitdenken lassen, usw. Sowas nennt man übrigens „Bootcamp, Accelerator, Labs & Starup Colaboration“ 🙂

Und weisst du was? Der positive Nebeneffekt all dieser Small Budget Innovations-Massnahmen wird sein, dass ihr nicht nur zunehmend erfolgreiche Projekte und Produkte entwickelt, sondern sich ausserdem die ganze Unternehmenskultur von innen her transformieren wird. Die Menschen in deinem Unternehmen werden immer mehr mit Freude und Engagement zur Arbeit kommen. Denn sie wissen, dass ihre Ideen erwünscht sind, und dass sie Freiraum für kreatives Unternehmertum erhalten. Und wie wir ja wissen, „culture eats strategy for breakfast“. In diesem Sinne: en Guete!

Autor: Dino Beerli | Design Thinker & Facilitator für „sinnvolle“ Innovation | Linkedin | Superloop Innovation